Kreuzchorfans
  etwas Geschriebenes
 

 

 

Geschichten über Dresden, die ich im August 2008 selbst geschrieben hatte:


(...) In Dresden angekommen
Der Blick über die Straße neben dem Bahnhof – dem Wiener
Platz – lässt mich staunen. Alles neu und ziemlich edel gemacht,
die Regenschutzdächer an den Haltestellen hängen an
modernen Stahlkonstruktionen und sind sogar aus Glas. Dafür
zahlen wir also schon seit Jahren den Soli-Zuschlag, und nichtnur dafür: Es verkehren auch hochmoderne gelb-schwarze DVB-Straßenbahnen vom neuesten Fabrikat, und auch die Haltestellen sind behindertengerecht gestaltet und verfügen sogar
über digitale Wartezeit-Anzeigen. Warum ist das in Nürnberg nicht auch bei allen Haltestellen so, denke ich mir. Aber mit der Straßenbahn muss ich ja nicht zum Hotel fahren, das liegt hier nur einen Steinwurf entfernt. Die Fahrkarten-Automaten sind ebenfalls noch ziemlich neu; an einem von ihnen kaufe ich mir eine Wochenkarte für 17 Euro. So lange habe ich mein Zimmer im ibis-Hotel Bastei gebucht, dessen Hochhaus ich schon hinter
dem Kugelhaus – einer ungewöhnlichen Architektur in Form
einer Kugel aus Glas und Stahl - erkennen kann. Auf diesem
Hotel-Hochhaus ist sogar eine Werbung der Firma Bosch angebracht, was ich aber schon vorher gewusst habe. Ich will ja mal richtig viel von Dresden sehen und auch auf den Spuren des Kreuzchors wandeln. Beim Weitergehen Richtung Hotel sehe ich eine riesige Baustelle weiter hinten mit mindestens zehn Kränen. Fotoapparat raus und Fotos davon geschossen. Solch riesige Baustellen haben wir in Nürnberg eben gerade nicht. Dann erreiche ich das Hotel an der ziemlich belebten Prager Straße. Diese Fußgängerzone ist ein Baurelikt aus der DDR-Zeit und lässt den Größenwahnsinn des SED-Regimes
noch bis heute spüren. Es stehen da: drei riesige 12-stöckige Ibis-Hotelhochhäuser, die jeweils durch niedrigere verglaste Kaufhausbauten miteinander verbunden sind. Die Straße ist sehr breit und attraktiv gestaltet, ein langer Brunnen und kleine Bäume sowie viele Imbiss-Stände säumen diese Straße. Am Ende
davon steht eine riesige Kunst-Plastik aus Stahl oder Alu,
was weiß ich... Rechts steht auch ein langgezogenes Hochhaus, das wohl eben erst renoviert wurde. Auch dort befinden sich in den unteren Etagen viele Lokale, Imbissbuden und Geschäfte. Davor ebenfalls ein zweistöckiger Glasbau, mit einem noch zu eröffnenden Mc-Donalds-Lokal. Das soll aber erst so Mitte September 2008 eröffnen, da bin ich dann längst schon wieder daheim in Nürnberg. Aber erst gehe ich in die Hotellobby und stelle mich zum Einchecken an. (...)

Vor der Kreuzkirche wird auch noch ein Loch ausgehoben – da schaut es ebenfalls aus wie in Nürnberg an den U-Bahn-Baustellen in der Nordstadt. Eine Ramme und ein Bohrgerät für die Seitenwandverankerung – wie in Nürnberg - stehen in dem Baggerloch vor der Kreuzkirche und arbeiten lärmend und staubig. Ich lese als erstes die Anschläge an der Kirche, wo was steht mit Samstags-Kreuzchorvesper und Sonntags-Gottesdienste, Besteigung des Kreuzkirchturms, und so weiter. Angelockt von einer Orgelmusik, gehe ich hinein. Aber irgendwie habe ich sie mir noch etwas größer vorgestellt und nicht ganz so dunkel. Aber die sechs Lüster in der Kirche, die wie explodierende Feuerwerke in der Luft aussehen, sind ja nicht eingeschaltet, ebenso wenig wie die anderen Scheinwerfer, wahrscheinlich liegt es daran. Oder auch daran, dass das TV die Wirklichkeit etwas verfälscht dargestellt hat. Die Orgel spielt gewaltig anzuhörende Tremoli und Tonfolgen, es ist fast wie das Rauschen einer Meeresbrandung, ein Rauschen und Tönewimmern aus Noten und Musik. Ich habe das Gefühl, alles erzittert ehrfürchtig um mich herum und in mir vor dieser gewaltigen Orgelmusik und vor Gottes Gegenwart in dieser Kirche. So berauschend habe ich noch nie eine Orgel spielen hören, nicht mal in Passau oder in St. Gallen. Oder ich kann mich vielleicht nicht mehr so konkret daran erinnern. Ich schaue noch weiter nach oben und
nach hinten – das Westportal, Eingang A, ist gesperrt, eingerüstet und mit einer Plastikplane verhüllt. Rechts und links gibt es je zwei elegant geschwungene übereinander liegende Emporen, die von mehreren riesigen Säulen gehalten werden. Sie sind oben als Bögen abgeschlossen, dazwischen schwingt sich über dem Westportal die Orgelempore, auf der auch oft der Kreuzchor
singt, wie mir gerade eben der Mesner, ein älterer, etwas untersetzter Mann, erklärt hat. Ihn habe ich auch schon mal in der TV-Kreuzchorreportage „Engel, Bengel & Musik“ auf 3sat gesehen. Innen ist die Kirche mit sehr grobkörnigem, weißem Putz ausgekleidet, der dem Innenraum ein leicht „pelziges“ und raues Aussehen verleiht. Durch die vielen brennenden Kerzen aber
hat der Putz schon eine gräuliche Färbung angenommen. Mehrere hohe Fenster mit Bögen über- und nebeneinander lassen ein eher gedämpftes Licht in die Kirche. Sie ist übrigens der größte Kirchenbau in ganz Sachsen – mit über 3000 Sitzplätzen!
Über dem Altar ist ein riesiges Christus-Kreuz-Gemälde zu sehen, darüber ein Rosettenfenster mit konisch nach oben zulaufenden sowie waagrechten Sprossen, am Altar selbst hängt ein
grünes Tuch. Ein weiteres grünes Tuch mit dem Schriftzug
„IHS“ hängt links am Ambo, dem Predigtpult des Pfarrers J.
Zirkler. Links und rechts daneben sind die Sakristeitüren mit
Arkadenoptik und grashalm-ähnlichen, fächerförmigen Schwungzeichnungen zu sehen. Ich nehme mal kurz Platz, um auf mich die Atmosphäre und die Orgelmusik noch etwas wirken zu lassen und Gott um ein gutes Gelingen dieser Dresden-Fahrt zu bitten. Mitten in meinem Gebet hört die Orgel plötzlich zu spielen auf. Blöd irgendwie, aber was soll’s...
Vor dem Hinausgehen unterhalte ich mich kurz mit der Dame, die den Andenkenverkauf macht, über die Kirche und den Kreuzchor, und sehe mir an, was hier angeboten wird. (...)

(...)

Als ich schließlich in die baumbesäumte Kretschmerstraße mit ihren Einzelhäusern einbiege, wächst meine innerliche
Spannung. Eine Fußgängerampel, links daneben ein altes,
in Sanierung befindliches Schulgebäude: Noch mal ein Blick auf
den Stadtplan. Nur noch etwa 300 Meter. Jetzt wechselt der Straßenname: von Kretschmer- in Dornblüthstraße. Der Name kommt mir schon etwas bekannter vor. Rechts ist ein vierstöckiges Mehrfamilienhaus im Gründerstil, dahinter Bäume. Ein paar Schritte weiter sehe ich schon ein eingerüstetes großes Schulgebäude, das mir bekannt vorkommt. Oha, das scheint der Kreuzcampus zu sein. Ich gehe weiter und komme an einer großen Bautafel vorbei. Sanierung Kreuzschule und evangelisches Kreuzgymnasium, heißt es. Ja, ich bin da. Ich laufe auf einem ebenfalls sanierungsbedürftigen Gehsteig. Irgendwie scheint da die Zeit stehengeblieben zu sein. Sogar die Straßenlampen werden noch mit Gas betrieben. Ich weiß, dass es hinter dem Schulbau, der tatsächlich riesig ist, rechts weitergeht, die Eisenacher Straße entlang bis zur nächsten Kreuzung mit der Ermelstraße. An dieser Kreuzung blicke ich nach rechts – und sehe schließlich das auch nicht eben gerade kleine Renaissancegebäude des Alumnats.
Anscheinend ist da wohl erst vor kurzem das Dach saniert worden. Es leuchtet mit seinen knallroten Ziegeln, den kleinen Gauben und den filigranen Spitzchen auf dem First regelrecht zu mir her. Als ich in diese Straße einbiege, sehe ich einige Autos vor dem Alumnat vorfahren und Leute mit etwa 10- bis 12-jährigen Jungs aussteigen. Fast jeder hat einen Koffer-Trolley bei sich. Von der anderen Seite kommen auch einige Familien zu Fuß, auch mit – Jungs, anscheinend Kruzianern. Alle gehen in Richtung Alumnatseingang, der nur über die südwestlich gelegene Hofeinfahrt zu erreichen ist. Direkt neben mir führt ein provisorisch überdachter Holzweg in die Kreuzschule-Baustelle zu einem der Schuleingänge. (...)

 

(...)
Ich gehe mal rein in den Hof und sehe mir die Schulbaustelle an. Die gesamte Nordostseite des Schulgebäudes ist noch eingerüstet, ein Kran ist schon halb zusammengeklappt worden und wartet auf den Abtransport. Links neben mir wurde 2007 die alte Schulturnhalle abgerissen – freier Blick aufs
Alumnat und dem fast fertigen Ersatzneubau der Turnhalle ist gewährleistet, davor die zwei grünen Schuttcontainer, die ich dann leider mitfotografieren muss. Im Gegensatz zum filigranen Alumnatsgebäude ist der Neubau der Turnhalle einfach nur hässlich und klobig. Sein oberes Stockwerk ist mit kammartigen braunen Holzpaneelen und darin eingelassenen Fenstern versehen und mit einem Flachdach darüber, das untere Stockwerk
mit dem Eingang besteht aus Sichtbeton. Jetzt sind alle
Jungs ins Alumnat rein gegangen, und ich laufe auf der Straße dran vorbei. Noch ein paar Fotos außen vom Gebäude, und dann in Richtung Kreuzung Niederwaldstraße/ Ermelstraße gehen. Da entdecke ich ein bezauberndes kleines Café mit dem etwas unschönen Namen Lösch, in das ich gleich reingehe und
mir ein Eisschokolade und eine Cola light bestelle – ich habe Hunger, Durst und Bedürfnis nach Quatschen. Das Personal ist vollkommen freundlich, in der Anrichte sind lecker aussehende Kuchen drapiert, das Licht wirkt warm und die Sitzgelegenheiten sind gemütlich gepolstert. Mir gefällt es hier, was für mich in Lokalen nicht gerade selbstverständlich ist. Gleich nebenan rechts ist das Alumnatsgebäude gelegen, und deswegen frage ich die noch junge und auch mitfühlende Bedienung – einer
brünetten Schönheit mit großen braunen Augen -, ob sich auch hier Schüler vom Kreuzcampus treffen, zum Beispiel während der Schulpausen oder nach der Schule. Sie weiß es leider nicht, da sie heute ihren ersten Arbeitstag in diesem Café hat, aber trotzdem fühle ich mich irgendwie allein durch ihre Anwesenheit getröstet. Ich wollte wenigstens einen der TV-Protagonisten vom Kreuzchor einfach nur sehen und antreffen! Für mich stellt
dies eine Frustration dar. Ich habe da wohl einfach zuviel gewollt – ich habe mich halt in einen Bereich begeben, der mir auf jeden Fall fremd ist, und einfach nur meine eigenen Erwartungen auf den Kreuzchor projiziert. Ich kenne die Leute, aber niemand kennt MICH! Schade... (...)

(...) Weil es schön warm geworden ist, beschließe ich, den Kreuzkirchturm endlich zu besteigen. Das kostet 1,50 Euro Eintritt, und es geht über mühevolle 256 Stufen bis in 55 Meter Höhe zu einer Aussichtsbalustrade.
Diese kenne ich auch schon vom Fernsehen, mit den TV-Protagonisten Lucas, Franz, Philipp, Benjamin und
Jonny drauf, von der sie im Dezember 2006 nachts zum Striezelmarkt hinunterblickten. Die gleiche Aussicht habe ich jetzt tagsüber auch, die mir aber doch glatt die Sprache verschlägt. Ich sehe alle berühmten Bauwerke von Dresden zu meinen Füßen und fotografiere sowie filme hier ebenfalls fleißig. Hier fühle ich mich groß, dem die Welt zu Füßen liegt. Der Yenidze, die Frauenkirche, der Rathausturm und in der Ferne die Gläserne Manufaktur, sowie der Fernsehturm. Der etwas böige Wind lässt mir meinen Schweiß aber doch ziemlich kühl anfühlen.
Der Aufstieg brachte mich doch ganz schön zum Schwitzen.
Nicht dass ich mir hier oben noch eine Erkältung hole...
Nach etwa 20 Minuten oben steige ich den Turm wieder hinab.
Unten sehe ich schon immer mehr Jungs herumlaufen, zusammen mit ihren Eltern – oder Erziehern? Ich weiß es nicht, und frage da mal jemand davon. Eine davon mit Brille und dunklen Haarlocken ist die Mutter des neben mir herumtobenden Jungen mit hellblonden, ohrenbedeckenden glatten Haaren. Neben ihn sind auch noch andere drei Jungs, unter anderem auch einer mit verschieden farbigen Augen, und noch ein anderer mit
Brille. Der schaut auch irgendwie süß aus, finde ich. Ob sie
auch Kruzianer sind, frage ich die Frau dann. Sie bejaht dies. Ich erzähle ihr kurz, dass ich ein Tourist aus Nürnberg bin, und sie reagiert darauf erfreut. Ein paar kurze Aufnahmen von den Jungs, und ich sehe, wie am Portal C immer mehr weitere Jungs mit Autos hergebracht werden. Dort gehe ich hin und schieße von ihnen etliche Fotos mit der Telekanone. Unter ihnen erkenne ich auch den Brille tragenden Kruzianer Victor d. M. Er trägt MP3-Stöpsel im Ohr. Bei ihn handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit sogar um den 15-jährigen Sohn des Bundeskanzleramts-Ministers Thomas de Maiziere in Berlin. Der 15-Jährige war schon 2007 im Rahmen der TV-Reportage zusammen mit Franz Göpner zu sehen. Hier mache ich einige Fotos von ihm, der neben einem kleineren Kruzianer herläuft. (...)


 
   
 
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